Solaranlage selber bauen

Nicht jeder, der eine Solaranlage haben will, muss für die Montage eine Installationsfirma beauftragen. Mit entsprechendem handwerklichem Geschick und der Unterstützung von Fachleuten können Sie Ihre Solaranlage auch selbst bauen. Damit wären Sie nicht alleine: Seit einigen Jahren gibt es in der Schweiz einen Trend zum Selbstbau von Solaranlagen. Wie der Selbstbau abläuft, worauf Sie achten sollten und wofür Sie professionelle Unterstützung benötigen, erfahren Sie hier auf solar-ratgeber.ch.

Für die Beliebtheit des Selbstbaus unter Heimwerkern gibt es gute Gründe: Es lassen sich nicht nur Installationskosten einsparen, der Prozess ist auch für viele ein spannendes Erlebnis. Das dabei entwickelte, tiefergehende Verständnis ist ein starker Vorteil für den anschliessenden Betrieb der Solaranlage. Zudem lässt sich durch den Selbstbau oftmals die Zeit des Wartens auf einen Fachbetrieb verkürzen. Nicht erspart bleibt Selbstbauern die Einarbeitung in das Solarhandwerk und der Zeitaufwand für den Bau der eigenen Solaranlage.

Auf einen Blick
  1. Machen Sie sich hier mit dem Ablauf des Selbstbaus einer Solaranlage vertraut.
  2. Eignen Sie sich die Grundlagen des Selbstbaus an – z.B. in einem Workshop.
  3. Suchen Sie sich professionelle Unterstützung für den Selbstbau Ihrer Solaranlage.
Der Selbstbau einer Solaranlage erfolgt aus guten Gründen nahezu immer in Zusammenarbeit mit Fachleuten. Dies liegt zum einen daran, dass ein Teil der Arbeiten ausschliesslich durch konzessionierte Elektriker oder Solarteure durchgeführt werden darf. Zum Anderen ist es sehr hilfreich, wenn Ihnen für praktische Fragen ein erfahrener Solarprofi zur Seite steht.

Ablauf des Selbstbaus

Solaranlagen werden immer in einer ähnlichen Reihenfolge gebaut. Vorab müssen sich Heimwerker natürlich erst informieren und einarbeiten. Sie sind ausserdem gut beraten, sich für den Selbstbau einen professionellen Partner zu suchen. Die Aufgabenteilung zwischen Heimwerker und Solarprofi ist in der Praxis unterschiedlich. Manche Arbeitsschritte jedoch müssen qualifizierte Fachleute durchführen.

So läuft der Selbstbau von Solaranlagen typischerweise ab:

  1. Beratung und grobe Planung: Heimwerker und Solarprofi treffen sich vor Ort. Die Gegebenheiten des Gebäudes und die Vorstellungen werden erfasst. In einem oder mehreren Beratungsgesprächen werden unterschiedliche Optionen diskutiert und festgelegt. Dazu zählt bereits die Auswahl der Komponenten. Auf dieser Grundlage erstellt der Solarprofi anschliessend eine Offerte. Für eine Überprüfung der Dachstatik sind die Bauherren selbst verantwortlich.
  2. Papierkram: Bevor mit dem Bau der Solaranlage losgelegt werden kann, muss ein Anschlussgesuch (TAG) beim lokalen Elektrizitätswerk eingeholt und der Bau der zuständigen Gemeindebehörde nach RPV 32a gemeldet werden. Oftmals erledigen dies Solarfachleute im Auftrag der Selbstbauer.
  3. Detaillierte Planung: Sobald das Bauvorhaben bewilligt und die Offerte angenommen worden ist, planen die Solarfachleute alle Anlagendetails. Ergebnis dessen sind unter anderem ein Montageplan, die Statikberechnungen des Befestigungssystems und eine Materialliste.
  4. Materialbestellung: Je nach Aufgabenteilung bestellt entweder der Solarprofi oder der Selbstbauer das eingeplante Material.
  5. Gerüst: Die Bestellung einer temporäre Absturzsicherung nach SUVA (Gerüst) ist in der Regel Sache des Selbstbauers. Für die Gerüstmontage muss eine qualifizierte Gerüstbaufirma beauftragt werden.
  6. Dachmontage: Spätestens zu Beginn der Montage sollten Sie sich in das Solarhandwerk eingearbeitet haben. Sobald der Bauplan vorliegt und das Material angeliefert worden ist, können Sie loslegen. Insbesondere zu Beginn der Montagearbeiten sollte ein Solarprofi mit dabei sein.

Ablauf

Dachmontage im Selbstbau

  1. Gleichstrom-Installation (DC): Die Gleichstromkabel auf dem Dach dürfen ab den Anschlussklemmen der Panels ausschliesslich von Elektrikern oder ESTI-bewilligten Solarteuren konfektioniert und angeschlossen werden. Konfektioniert bedeutet, dass die Steckverbindungen fachmännisch angebracht worden sind.

  2. Wechselstrom-Installation (AC): Nun schliesst der Elektriker die Solaranlage am Wechselstrom-Hausnetz an. Er baut einen Fehlerstromschutzschalter und Überspannungsschutz ein, schliesst Wechselrichter und evtl. einen Stromspeicher an, erdet das System, misst die AC-Komponenten durch, schliesst die Fernüberwachung an und erstellt den AC und DC Sicherheitsnachweis (SINA).

  3. Inbetriebnahme: Zum Projektabschluss müssen weitere Formalitäten erledigt werden. Die Anlage wird bei Pronovo registriert. Eine unabhängige Kontrollinstant (Vier-Augen-Prinzip) kontrolliert die Anlage und erstellt ein externes Audit. Zudem erhalten Sie von Ihrem Solarpartner die Anlagendokumentation und werden in die Bedienung eingewiesen.

Was nur Fachleute dürfen

Um Abstürze und Stromschläge zu verhindern, gibt es Vorschriften, die auch bei selbst montierten Solaranlagen gelten und die zu Ihrer eigenen Sicherheit eingehalten werden müssen. Sobald Sie auf dem Dach arbeiten, ist äusserste Vorsicht geboten. Denn nicht nur die Höhe, sondern auch die Elektrizität birgt Gefahren: Schon zwei verschaltete Module können ein gesundheitsgefährdendes Spannungsniveau erreichen.

Folgende Aufgaben dürfen ausschliesslich Fachleute durchführen:

Konzessionierter Elektroinstallateur
Solarteur mit ESTI-Bewilligung (Artikel 14 NIV)
Gerüstbauer
Solarstecker crimpen
Gerüst entsprechend der SUVA-Vorschrift aufbauen und so für Arbeitssicherheit sorgen.
Verbindungs- oder Strangkabel an Grenzstelle zu Modulverkabelung einstecken
Strangkabel an Wechselrichter anschliessen
Am offenen Überspannungsschutz arbeiten
Wechselstromkabel anschliessen
Anlagenschalter installieren
Installationsbetriebe können für Solarteure beim Eidgenössischen Starkstrominspektorat (ESTI) eine eingeschränkte Bewilligung für Installationsarbeiten beantragen. Solarteure mit einer solchen ESTI-Bewilligung dürfen die Installationsarbeiten von den Anschlussklemmen der Panels bis hin zu den Eingangsklemmen des Anlageschalters durchführen. Alles, was das Hausnetz betrifft, ist ausschliesslich Elektrikern vorbehalten. Gerüstbauer müssen den Vorschriften der Unfallversicherung entsprechen.

Woher bekomme ich eine Anleitung?

Der Bau einer Solaranlage ist natürlich etwas herausfordernder und individueller als der Aufbau eines Möbelsets. Der grösste Unterschied zwischen den Projekten liegt in den Dachflächen, ihrer Neigung und der Dacheindeckung. Die wichtigsten Montagefragen werden mit der Planung Ihrer Solaranlage beantwortet:

  • Montageplan: Wie werden die Module angeordnet?
  • Statikplanung: Wo und wie viele Dachhaken müssen angebracht werden? Wie werden die Aluminiumprofile des Montagesystems angeordnet? Wird eine Aufständerung benötigt?
  • Wo verlaufen die Stringleitungen?
  • Materialübersicht: Welche Teile benötige ich?

Auf der Baustelle selbst sollte Ihnen der Solarprofi die wichtigsten Arbeitsschritte erklären und zeigen. Zudem stellen manche Solarprofis ihren Selbstbaukunden eine handwerkliche Anleitung zur Verfügung, in der die wichtigsten Arbeitsschritte und die dafür benötigten Werkzeuge beschrieben werden.

Wie erlerne ich die handwerklichen Grundlagen?

Wie bei allen handwerklichen Fertigkeiten gilt «Learning by doing» zu Recht als die beste Lernmethode. Wer die wichtigsten Arbeitsschritte vom Fachmann gezeigt bekommt und sie ausserdem selbst ausprobiert, ist auf einem guten Weg.

Gelegenheit dazu bieten Selbstbau-Workshops. Diese vermitteln zudem in der Regel die technischen und organisatorischen Grundlagen der Photovoltaik.

Veranstaltet werden Selbstbaukurse oftmals von denselben Schweizer Unternehmen und Organisationen, die eine Begleitung von Selbstbauprojekten anbieten. Fragen, die während der Umsetzung aufkommen, können mit selbigen später dann auf der gemeinsamen Baustelle geklärt werden.

Professionelle Unterstützung für den Selbstbau finden

Heutzutage finden Sie als Selbstbauer Unterstützungsangebote von unterschiedlichen Solarfachleuten. Dabei handelt es sich entweder um Installationsbetriebe oder Selbstbaugenossenschaften. In beiden Fällen planen die Fachleute in Absprache mit Ihnen die Solaranlage, sorgen für den Materialeinkauf, begleiten Sie auf der Baustelle und erledigen kritische Elektroarbeiten.

Bei den Genossenschaften gibt es meist die Besonderheit, dass man bei anderen Projekten mithelfen muss. Im Gegenzug dafür helfen einem auf der eigenen Baustelle andere Selbstbauer. Natürlich kann man sich auch anders helfende Hände organisieren.

Eine Offerte für eine Solaranlage im Selbstbau können Sie auf solar-ratgeber.ch anfordern.

Welche Vor- und Nachteile hat der Selbstbau?

Die Entscheidung zwischen Selbstbau und der Komplettinstallation durch eine Solarfirma ist bei entsprechendem handwerklichem Geschick im Kern eine Zeitfrage. Das Ergebnis sollte sich qualitativ nicht unterscheiden. Professionelle Begleiter kontrollieren vor der Inbetriebnahme, ob alles richtig montiert worden ist.
Vorteile
Nachteile
  • Sie sparen Installationskosten
  • Sie lernen viel über Ihre Solaranlage
  • Sie verkürzen evtl. Wartezeiten auf Installationsbetriebe
  • Sie müssen sich die nötige Zeit nehmen
  • Sie eignen sich handwerkliche Fertigkeiten an, die Sie eventuell nicht noch einmal benötigen.

Wie viel Zeit muss ich für den Selbstbau einplanen?

Der Zeitaufwand für den Selbstbau ist natürlich unterschiedlich. Baulich hängt er stark von der Dacheindeckung und der Dachform ab. Eine etwaige Aufständerung oder Dachgauben beispielsweise erfordern zusätzliche Zeit. Zudem hängt der Zeitaufwand vom handwerklichen Geschick der Heimwerker ab. 

Als groben Anhaltspunkt dafür, wie viel Zeit investiert werden müsste, dienen folgende Erfahrungswerte:

Selbstbau

Zeitaufwand

8–16 Stunden Solarworkshop
2–5 Stunden Beratung und Planung mit Solarprofi, 1–3 Termine
1–2 Stunden Unterlagen für Bewilligung raussuchen
2 Stunden Gerüstbauer bestellen
60–70 Stunden 10 Kilowatt Solaranlage auf Ziegeldach montieren
75–100 Stunden SUMME

Muss ich eine Unfallversicherung abschliessen?

Solange Sie als Heimwerker in Ihrer Freizeit auf Ihrer eigenen Baustelle arbeiten, sind Sie prinzipiell über Ihre Nichtberufsunfallversicherung NBU versichert. Prüfen Sie, ob ein solcher Versicherungsschutz über Ihren Arbeitgeber oder über Ihre Krankenkasse besteht. Grundsätzlich führen Sie alle Arbeiten eigenverantwortlich durch, die Solarprofis stehen beratend zur Seite. Solarprofis müssen sich selbst versichern. Bei etwaigen Helfern muss ein Versicherungsschutz hergestellt werden.