Eigenverbrauch von Solarstrom steigern: Unabhängigkeit, die sich rechnet

Je höher der Eigenverbrauch Ihres Solarstroms wird, desto unabhängiger werden Sie von Elektrizitätswerk und Energiepreisen. Zugleich steigern Sie die Wirtschaftlichkeit Ihrer Solaranlage. Denn selbst erzeugter Solarstrom ist deutlich preiswerter als der Strom vom Elektrizitätswerk. Mit Eigenverbrauch gemeint ist der Solarstrom, den Sie selbst nutzen und nicht in das öffentliche Stromnetz einspeisen.

Bei einer typischen Solaranlage kann ein Eigenverbrauch von rund 30 Prozent erreicht werden. Diesen Anteil können Sie steigern, indem Sie den Strombedarf an das Stromangebot anpassen und überschüssigen Strom zwischenspeichern.

Mit welchen Komponenten können Sie den Eigenverbrauch steigern? Um wie viel kann der Solaranteil Ihres Stromverbrauchs jeweils erhöht werden und was sollte dabei beachtet werden? In diesem Artikel erhalten Sie einen Überblick darüber, wie Sie möglichst viel von Ihrem eigenen Solarstrom selbst verbrauchen können.

Nächste Schritte:

  1. Verschaffen Sie sich einen Überblick darüber, durch was sich Ihr Eigenverbrauch erhöhen lässt.
  2. Überlegen Sie, welche der Optionen für Sie infrage kommen.
  3. Besprechen Sie das Thema Eigenverbrauch mit einem Solarteur Ihres Vertrauens.

Warum ist ein hoher Eigenverbrauch so wichtig?

Unabhängigkeit: Je höher Ihr Eigenverbrauch ist, desto mehr von Ihrem Solarstrom nutzen Sie selbst und desto weniger Solarstrom speisen Sie in das öffentliche Netz ein. Zugleich steigert dies Ihre Autarkie, sprich: Der Solaranteil Ihres Gesamtstromverbrauchs wird grösser. Damit werden Sie unabhängiger.

Versorgungssicherheit: Sie können sich sogar ein notstromfähiges Solarsystem installieren lassen, welches Sie auch bei Stromausfällen sicher mit Solarstrom versorgen kann.

Wirtschaftlichkeit: Hohe Eigenverbrauchsgrade sind ausschlaggebend für die Wirtschaftlichkeit von Solaranlagen. Dafür gibt es zwei Gründe:
  • In der Schweiz wird die Anschaffung einer Solaranlage mit einem Zuschuss belohnt. Mehr über die Förderung von Solaranlagen erfahren Sie hier.
  • Solarstrom kann heutzutage selbst deutlich preiswerter erzeugt werden, als er vom Elektrizitätswerk bezogen werden kann. In Zahlen: Eigener Solarstrom kann für 8–14 Rappen erzeugt werden, während er beim Elektrizitätswerk durchschnittlich 27 Rappen/kWh kostet.

Unterschied zwischen:

Eigenverbrauch und Autarkiegrad

Beides sind Prozentangaben, die angeben, wie hoch der Anteil des Solarstroms in einem Jahr ist.

Unterschiedlich sind die Bezugsgrössen:

  • Eigenverbrauch: Solaranteil des Jahresstromertrags der Solaranlage
  • Autarkiegrad: Solaranteil ihres Jahresstrombedarfs

Sie können also eine kleine Solaranlage mit 100 Prozent Eigenverbrauch betreiben, bei der Ihr Autarkiegrad jedoch gering bleibt. Diese kleine Solaranlage würde Ihre Energieversorgung nur ein kleines bisschen unabhängiger (autarker) machen. Die Anlagegrösse sollte sich folgerichtig an ihrem Strombedarf orientieren.

Wie viel Eigenverbrauch ist möglich?

Ohne eine Maximierung liegt der Eigenverbrauch einer typischen Solaranlage bei etwa 30 Prozent. In der folgenden Tabelle können Sie sich einen Überblick darüber verschaffen, wie Sie mehr von Ihrem Solarstrom selbst nutzen können und um wie viel Prozent Sie damit ihren Eigenverbrauch steigern können:
Option für mehr Eigenverbrauch
Mögliche Steigerung des Eigenverbrauchs
Ausrichtung der Module auf dem Dach
+ 5 bis 10 Prozent
Stromnutzung manuell anpassen
+ 5 bis 10 Prozent
Energie automatisch managen
+ 5 bis 10 Prozent
Wärme mit Heizstab oder Wärmepumpe
+ 20 bis 30 Prozent
Elektroauto zu Hause laden
+ bis zu 30 Prozent
Stromspeicher
+ mehr als 70 Prozent

Der tatsächliche Eigenverbrauch ist grundsätzlich schwer vorhersagbar. Er hängt von vielen Faktoren ab, wie der Anlagengrösse und eben ihrem tatsächlichen Nutzungsverhalten. Dieses kann sich über die mehr als 20 Jahre Lebenszeit der Solaranlage natürlich anders entwickeln, als zu Beginn bei der Anlagenplanung angenommen wurde.

Eine weitere Voraussetzung für einen hohen Eigenverbrauch ist eine korrekte Dimensionierung der Photovoltaikanlage.

Sie können sich mit einer Solaranlage vollständig autark mit Strom versorgen. Aus wirtschaftlicher Sicht ist dies jedoch nicht die beste Option. Für eine autarke Stromversorgung müsste die Anlage deutlich grösser dimensioniert werden als für eine wirtschaftlich optimierte Solaranlage.

Optionen zur Maximierung des Eigenverbrauchs

Die folgenden Optionen zeigen Ihnen detaillierter, wie Sie Ihren Eigenverbrauch steigern können.

Um den eigenen Solarstrom selbst zu nutzen, werden die Solarmodule und Wechselrichter vorab erst einmal so angeschlossen, dass der erzeugte Solarstrom zuerst im eigenen Haushalt verbraucht wird. Erst wenn dieser Bedarf gedeckt ist, wird Strom in das öffentliche Stromnetz abgegeben.

Der Eigenverbrauch steigt prinzipiell, indem Sie den Stromverbrauch an die Stromerzeugung anpassen. Bestenfalls wird der Strom im selben Moment verbraucht, während er durch die Solaranlage bereitgestellt wird. Mit einem Batteriespeicher kann zudem ein Teil des Stroms zwischengespeichert werden, um diesen dann abends und in der Nacht zu nutzen.

Ausrichtung der Module auf dem Dach

Eine Ausrichtung der Module nach Osten und Westen führt dazu, dass Ihnen morgens und abends mehr Solarstrom zur Verfügung steht. Gegenüber einer nach Süden ausgerichteten Dachanlage steht jedoch mittags weniger Strom zur Verfügung. Der Eigenverbrauch kann damit um 5 bis 10 Prozent gesteigert werden. Mehr über die Ausrichtung von Solaranlagen erfahren Sie hier.

Stromnutzung manuell anpassen

Ohne zusätzliche Geräte anzuschaffen, können Sie Haushaltsgeräte wie beispielsweise die Waschmaschine bewusst bei Sonnenschein einschalten. Durch konsequente Anpassungen Ihres Nutzungsverhaltens können Sie den Eigenverbrauch um 5 bis 10 Prozent steigern.

Energie automatisch managen

Diese Aufgabe können Sie bequem an ein Energiemanagement-System auslagern. Dieses kann nicht nur Verbraucher gezielt anschalten, sondern auch anhand von Wetterdaten die Stromerzeugung Ihrer Solaranlage prognostizieren. Durch das automatische Energiemanagement können Sie den Eigenverbrauch um dieselben 5 bis 10 Prozent steigern, wie es theoretisch auch manuell möglich ist.

Energiemanagement-Systeme gibt es in Form von einzelnen Geräten oder integriert in modernen Wechselrichtern. Sie können Steckdosen oder ganze Geräte wie einen Boiler, eine Wärmepumpe oder eine Wallbox gezielt an- und ausschalten. Sobald Sie neue Haushaltsgeräte anschaffen, sollten Sie darauf achten, dass diese mit den entsprechend kompatiblen «Smart-Home»-Ansteuerungsmöglichkeiten ausgestattet sind. Geeignete Waschmaschinen beispielsweise können ihren Waschgang auch nach einer Unterbrechung fortsetzen. In der Praxis bedeutet dies, dass sie diese morgens beladen und abends entladen. Tagsüber kümmert sich der Energiemanager um einen effizienten Waschgang.

Wärme mit Heizstab oder Wärmepumpe

Überflüssigen Solarstrom können Sie ebenfalls in Form von Wärme nutzen. Die einfachste Variante der Wärmenutzung ist die Warmwasser-Bereitung mit einem strombetriebenen Heizstab, der direkt im Wärmespeicher angebracht wird. Der Heizstab wird vom Energiemanagementsystem eingeschaltet, sobald überschüssiger Solarstrom vorhanden ist, der nicht für die Stromverbraucher im Haushalt benötigt wird. Noch effizienter kann Solarstrom durch den Betrieb einer elektrischen Wärmepumpe genutzt werden. Durch die Wärmenutzung kann der Eigenverbrauch um 20 bis 30 Prozent gesteigert werden.

Mit einer Wärmepumpe kann Warmwasser erhitzt, aber auch das Gebäude beheizt werden. Damit dies effizient vonstatten geht, sollte das Gebäude jedoch folgende Voraussetzungen erfüllen: Es sollte über eine Fussboden- oder Wandheizung verfügen und ausreichend gedämmt sein. So kann die Wärmepumpe aus jedem Kilowattstunde Strom etwa vier Kilowattstunden Wärme produzieren. Dafür entnimmt die Wärmepumpe erneuerbare Umgebungswärme aus der Luft, dem Boden oder dem Grundwasser.

Technisch zu beachten ist, dass die Wärmepumpe über ein Relais oder eine Smart Grid Ready Schnittstelle (z.B. «SG Ready») automatisch eingeschaltet werden kann, sobald überschüssiger Solarstrom vorhanden ist. Generell gilt: Für eine hohen solaren Stromanteil der Wärmepumpe sollte diese vorwiegend tagsüber mit überschüssigem Solarstrom betrieben werden.

Am Beispieltag wird der Warmwasser-Boiler grösstenteils vormittags mit Solarstrom erhitzt; nur nachts war einmal mit Netzstrom vorgeheizt worden.

Elektroauto zu Hause laden

Sie können Ihr Elektroauto zu Hause laden. Dafür benötigen Sie eine Ladestation (= Wallbox). Das Fahrzeug kann dann direkt mit Solarstrom versorgt werden, sofern es ausreichend oft tagsüber zu Hause geparkt wird. Mit Solarstrom können Sie Ihre Mobilität besonders umweltfreundlich ausrichten. Wichtig bei der Auswahl der richtigen Ladestation ist, dass das Gerät mit dem Energiemanagementsystem kommunizieren kann. Wenn Sie Ihren eigenen Solarstrom tanken, können Sie Ihren Eigenverbrauch damit um bis zu 30 Prozent steigern.

Stromspeicher

Mit einem Solarspeicher können Sie Ihren tagsüber erzeugten Strom auch abends und nachts nutzen. Je nach Grösse des Stromspeichers kann damit der Eigenverbrauch auf mehr als 70 Prozent gesteigert werden. Speicherstrom steigert jedoch nicht automatisch die Wirtschaftlichkeit der Solaranlage, weil er zu heutigen Bedingungen teurer ist als Strom vom Elektrizitätswerk. Jedoch können Sie Ihre Unabhängigkeit steigern. Mehr darüber, ob die Anschaffung eines Stromspeichers für Sie sinnvoll ist, erfahren Sie hier. Wenn Sie einen Stromspeicher anschaffen wollen, dann können Sie hier nachlesen, worauf es bei der Auswahl des richtigen Speichersystems ankommt.

Am Beispieltag wird die Batterie morgens geladen. Abends wird der Batteriestrom genutzt. Nur gegen 3 Uhr nachts wird noch etwas Strom aus dem Netz bezogen.

Zusammenschluss zum Eigenverbrauch (ZEV)

Seit 2018 können sich mehrere Verbraucher in einem Haus (z.B. Mieterstrom) oder mehrere Nachbarn mit aneinander grenzenden Grundstücken zu einer Eigenverbrauchsgemeinschaft zusammen schliessen. So können grössere Solaranlagen mit hohem Eigenverbrauch gemeinsam betrieben werden, statt grosse Strommengen zu geringen Erlösen abzugeben.

Für die Abrechnung untereinander sind technische Lösungen am Markt erhältlich. Gegenüber dem Netzbetreiber jedoch kann die Eigenverbrauchsgemeinschaft als ein einzelner Kunde auftreten. Wenn Sie sich zum Eigenverbrauch zusammenschliessen wollen, dann finden Sie vertiefende Informationen zum ZEV im «Leitfaden Eigenverbrauch» den Swissolar gemeinsam mit Partnern im Auftrag von energieschweiz ausgearbeitet hat.